einfach
machen?
Manchmal erscheint interkulturelles Arbeiten oder geistliches Arbeiten komplizierter, als es tatsächlich ist. Oft denken wir nur daran, dass wir etwas falsch machen könnten und ziehen uns zurück oder handeln nicht. Die Leichtigkeit geht uns verloren. Natürlich stellen wir das auch in Frage: Können wir einfach machen? Wenn wir wissen, wer uns beauftragt hat und wer schlussendlich die Verantwortung trägt, wird es möglich.
Das geht! Weil wir unser Leben nicht kompliziert gestalten wollen, sondern mit Leichtigkeit voran gehen. Das können wir, weil wir wissen, dass Gott uns sieht und er seine Verheißungen erfüllt.
Ja.
Mach!
einfach machen.
Konkret gelebt.
So sieht das an verschiedenenen Einsatzorten bei unseren Mitarbeitern aus.
einfach machen.
Eine Ermutigung zum Vorwärtsgehen
Diese schlichte Aufforderung einfach machen bestehend aus zwei Wörtern, einem Adjektiv und einem Verb, hat es in sich. Zunächst ist sie mehrdeutig: Liegt der Ton mehr auf „einfach“, dann müssen wir zugeben, in Deutschland ist fast nichts einfach: Weder die Steuererklärung noch die Führerscheintheorie, fast nichts ist – wie man so schön sagt „ganz einfach“, ,,denkbar einfach“. Durch die Digitalisierung wird manches für Jüngere leichter zugänglich und für alte Menschen dagegen fast unerreichbar.
Wir legen aber den Ton auf „machen“. „Einfach machen“ bedeutet dann: Seine Zeit nicht zu lange mit steilen Theorien verplempern, sondern einen Startpunkt anpeilen und dann auch loslegen. „Einfach machen“ ist dann das Gegenteil von „auf die lange Bank schieben“, ewig abwägen und vor allem bedenken, was gegen einen getroffenen Entschluss sprechen könnte.
Es gab in den 70ern ein etwas plumpes Traktat mit der Abbildung eines Lebensfilmes: Auf dem ersten Bild war ein Baby mit dem Titel „zu jung -“, dann ein Kleinkind mit „zu verspielt -“, dann ein Jugendlicher mit „zu verliebt -“, dann eine Familie mit „zu beschäftigt -“, am Ende ein Sarg mit „zu spät – um an Gott zu denken“. Es stimmt, es wird immer etwas in unserem Leben geben, das sich in den Vordergrund drängen möchte und sogar Eindrücke, die uns im Herzen brennen, in den Hintergrund rücken will.
2005 fand in Stuttgart in der Schleyerhalle ein großer Willow Creek Kongress statt. Ich mag Großveranstaltungen nicht und habe mich nicht angemeldet, obwohl ich vom Pfarrhaus zu Fuß hätte hingehen können. Ein Jahr vor dem Beginn riefen mich die Veranstalter an, ob in meiner Gemeinde eine Vor-Konferenz für Pastoren mit dem Referenten des Kongresses stattfinden könne. Ich willigte ein und so kam es, dass ich einen Vortrag über Gemeindebau frei Haus bekam und in den Pausen viel Zeit mit Pastor Gordon MacDonald aus New York verbringen konnte. Er hat aus den verschiedensten Situationen seiner Gemeindearbeit berichtet. Er sagte mir überdeutlich: Wenn ich noch einmal jung wäre und von vorne beginnen könnte, eines würde ich anders machen: Ich würde mich nicht mehr aufhalten und bremsen lassen von Menschen, die Veränderungen ablehnen und die immer Bedenken vorbringen. Seine Augen begannen zu leuchten, als er von Schritten erzählte, wo er den Mut hatte, „einfach zu machen“, obwohl das Gelingen nicht garantiert war, und Rückschläge kommen konnten. Ich empfand es als Geschenk, dass ich – obwohl nicht am Kongress angemeldet – eine persönliche Ermutigung durch den Referenten bekommen habe.
Als junger Vikar fragte ich meinen Vorgesetzten in einer Sache, die ich ausprobieren wollte, ob ich die Kirchenleitung zuvor fragen solle. Er sagte: „Machen sie das besser nicht. Da oben sitzt eine Ansammlung von Bedenkenträgern, die vor allem weiß, warum etwas nicht geht!“ Er selbst hatte viele ungewöhnliche Projekte gestartet, z.B. eine vorbildliche diakonische Arbeit, Obdachlosen neue Wege zu eröffnen, die bundesweite Nachahmer fand.
Wovon bin ich geprägt? Höre ich innerlich die Stimmen der Bedenkenträger und derer, die immer alles besser wissen und vor allem, warum etwas nicht funktionieren wird? Einfach machen kann für uns bedeuten, nicht zuerst den Bedenken zu folgen, sondern fröhlich auszuprobieren, nicht unüberlegt ohne Verstand zu starten, aber auch nicht nur „mit Netz und doppelter Sicherheit“.
Als Pfarrer besuche ich immer wieder alte, kranke und sterbende Menschen, die auf ihr Leben zurückschauen. Mir ist nicht in Erinnerung, dass jemals ein Gesprächspartner bereut hätte, etwas für sich ausprobiert zu haben, eine Reise unternommen zu haben, einen Neuanfang gewagt zu haben. Viele haben eigene Gaben erst in ganz neuen Zusammenhängen entdeckt, von denen sie ohne mutige Schritte nichts geahnt hätten. Schon öfters hörte ich Frauen sagen: „Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, ich würde mutigere Schritte der Veränderung wagen…“
Just do it! ist der Werbeslogan der Sport-Artikel-Marke Nike. Er will Mut machen, sportlich Neues zu wagen. Der Ausspruch stammt allerdings aus einem makabren Kontext: Es war die letzte Aufforderung eines Mehrfach-Mörders in den USA an die Vollzugsbeamten bei seiner Hinrichtung, die später der Werbetexter aufgeschnappt hat. Unser Motto einfach machen empfängt seine Dynamik dagegen aus Gottes Wort: Ein Kontaktmissions-Pionier hat früher manchmal gesagt: Christen sollen brennen, nicht rauchen! Er machte damit eine Anspielung auf Römer 12,11: Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dient dem Herrn!
Im Griechischen gibt es den Begriff des Kairos. Damit ist im Gegensatz zum langen Zeitabschnitt (Chronos“)), die einmalige, die günstige Gelegenheit, etwas zu tun, gemeint. Wir spüren das manchmal auch und sagen: „jetzt oder nie!“.
Als Philippus dem Kämmerer das Evangelium erklärt hatte, sagte dieser wild entschlossen: Siehe da, Wasser! Was hindert, dass ich getauft werde?
Bei mir ploppen da gleich Einwände auf: Äh, nach einem Gespräch? Wird er eine gute Gemeinde haben? Wer macht die Nacharbeit…?
Mir gefällt aber das unkomplizierte Handeln des Glaubens. Er entschließt sich, Jesus nachzufolgen und gibt seiner Entscheidung sichtbaren Ausdruck. Was hindert da? Nichts!
Was hindert uns? Nichts! Einfach machen!
Albrecht Hoch
1. Vorsitzender des Kontaktmission e.V.,
Pfarrer der Heilandsgemeinde Stuttgart Berg